Tauschparty

Von Gastautorin Mariella Vorwerk

Meinen ersten Kleidertausch für Kinder habe ich 2020 in Berlin besucht, privat, im kleinen Kreis. Schon damals dachte ich, Kindersachen zu tauschen macht einfach Sinn (Ressourcen und Geld sparen, Community stärken)! Dass ich einmal Tauschpartys für über 200 Familien in den USA organisieren würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen. Ich hoffe, dass ich euch mit meinen Erfahrungen Lust machen kann, selbst aktiv zu werden.

Im Sommer 2021 war meine Tochter anderthalb, wir lebten inzwischen in Chicago. Mein Vorschlag in der Elterngruppe, einen Kleidertausch zu organisieren, erntete wunderbare amerikanische Begeisterung. Ich fand eine Mutti, mit der ich den konkreten Plan schmiedete. Wir konnten glücklicherweise zum Teil auf bestehende Strukturen aufbauen, einen Kleidertausch hatte es tatsächlich vor Corona schon in dem Nachbarschaftsverein gegeben, der schnell zu unserem zweiten Zuhause geworden war. Ein Termin wurde für den Herbst geplant, ein weiterer im Frühling, wenn die Garderobe der Kinder wieder wechselt. Wir bewarben die Aktion in verschiedenen Facebook- und Whatsapp-Gruppen, E-mail-Verteilern und Newslettern.

Die Idee: Gib deine alte (saubere, tragbare) Kleidung im Vorfeld der Party ab, dann darfst du dafür die gleiche Menge an neuer Kleidung (für Babys, Klein- und Schulkinder, Schwangerschaftsmode) bei der Party aussuchen. Wer nichts mitbringt, kann sich auch eine Tüte Kleidung für 5$ zusammenstellen. Fünf Tage haben die Leute Zeit, die Kleidung abzugeben.

Dass dann geschätzt 250 Tüten Klamotten zusammenkamen, damit hatte ich nicht gerechnet. Mit anderen Freiwilligen sortierten wir alles bestmöglich, ordneten nach Größe – schließlich sollten die Leute bei der Party nicht wild in Tüten wühlen. So der Plan… eine Wahnsinnsarbeit.

Der erste Tausch fand dann tatsächlich wegen Corona draußen vor dem Zentrum statt – wir hatten ein paar Klapptische und schleppten permanent neue Kleidung raus, da wir nicht genügend Platz auf den Tischen hatten – unsere Ordnung war weitestgehend dahin. Doch die Leute waren trotzdem begeistert, man spürte, wie sehr sie auf ein solches Event gewartet haben. Es kamen so viele, tauschten, blieben zum quatschen: Community at its best. Ich bin stolz, was wir da auf die Beine gestellt haben.

Tipp 1: Bittet die Leute, nach Größen zu trennen und zu beschriften, nicht etwa Newborn und Größe 104 in einer Tüte.

Tipp 2: Vertraut auf die Ehrlichkeit der Leute. Aufzuschreiben, ob jemand zweieinhalb Beutel abgegeben hat, ist viel zu mühsam und kontrolliert am Ende im Trubel eh keiner mehr.

Tipp 3: Mehr Tische = mehr Platz = mehr Ordnung!

Tipp 4: Kleiderstangen sind Gold wert.

Tipp 5: Plant genug Zeit ein, die Leute stöbern gerne.

Tipp 6: Organisiert den Abtransport der übrigen Kleidung.

Zum Glück hatten wir Kontakt zu lokalen Organisationen, die am Ende Teile der übrigen Kleidung abholten und damit noch vielen Familien helfen konnten. Die restlichen Sachen wurden teils in Second-Hand-Läden gebracht, teils entsorgt. Alle Einnahmen wurden direkt an einen lokalen guten Zweck gespendet.

Frühling 2022: Meine zweite Tauschparty. Diesmal konnten wir 3 Räume nutzen und schon an den Tagen zuvor die Tische bestücken. So schön, die alten Sachen meiner Tochter in Tüten anderer Muttis verschwinden oder später vielleicht sogar ein Kind damit herumlaufen zu sehen!

Tipp 7 : Soll es ein regelmäßiger Tausch werden, macht Notizen mit Kontakten und Abläufen. Diese können dann mit anderen Freiwilligen geteilt werden.
Tipp 8: Je ordentlicher vorher alles vorbereitet ist (gefaltet, sortiert, beschriftet), desto mehr Spaß macht es.

Der dritte Tausch, September 2022, war unser bisher erfolgreichster. Herbst-Highlight: Die Halloween-Kostüme! Geschätzt 200 Familien kamen. Später schlief meine Tochter verschwitzt in ihrem Bettchen, den getauschten Frozen-Fleecepyjama konnte ich ihr selbst bei 30 Grad nicht ausreden.

Jede Tauschparty war für uns freiwillige Helfer ein Kraftakt – aber so wertvoll. Ja, in zwei Jahren USA habe ich deshalb keinerlei Kinderkleidung kaufen müssen, aber was noch wichtiger ist, ich bin unter anderem durch diese Aktionen Teil einer wunderbaren Gemeinschaft von Eltern geworden, die meine Zeit in Chicago unvergesslich gemacht haben.

 

Über Mariella:
Mariella ist seit Januar 2020 Mama und lebt mit ihrer Familie noch bis Ende 2022 in Chicago, USA. Sie kümmert sich Vollzeit um ihre Tochter und sucht immer neue Wege, Eltern untereinander zu vernetzen und die bestmögliche Community für alle aufzubauen.

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Fotocredits: Markus Spiske via Unsplash