Schlafprobleme bei Autismus und ADHS – Ursachen, Lösungen & Hoffnungen

Ein ehrlicher Blick auf die Nächte, die uns herausfordern – und wie wir sie gemeinsam besser machen können.

Warum schlafen neurodivergente Kinder oft so schlecht?

Wenn dein Kind neurodivergent ist – also z. B. Autismus oder ADHS hat – kennst du es vermutlich: Einschlafen dauert ewig, die Nächte sind unruhig, und morgens ist dein Kind oft schon vor dem ersten Sonnenstrahl wach. Das ist kein Einzelfall. Studien zeigen, dass bis zu 64,7 % der Kinder mit Autismus und etwa 63,6 % der Kinder mit ADHS unter Schlafstörungen leiden.

Bei Autismus

…liegt das häufig an einer gestörten Melatoninproduktion. Melatonin ist das Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Bei autistischen Kindern ist die Ausschüttung oft verzögert oder unregelmäßig, was das Einschlafen erschwert und zu frühem Erwachen führen kann.

Bei ADHS

…ist der zirkadiane Rhythmus oft verschoben. Das bedeutet, dass der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus später einsetzt, was zu Einschlafproblemen führt. Zusätzlich können innere Unruhe und Gedankenkarusselle das Abschalten erschweren.

Welche Schlafprobleme treten auf?

Einschlafstörungen: Das Kind kann nicht „runterfahren“, liegt lange wach.

Durchschlafstörungen: Mehrfache nächtliche Wachphasen, häufig mit Angst oder Unruhe.

Frühes Aufwachen: Das Kind wird sehr früh wach, obwohl es noch müde ist.

Unregelmäßiger Rhythmus: Das Kind ist tagsüber sehr müde, abends aber plötzlich wieder „hochgefahren“.

Was hilft? Konkrete Strategien für besseren Schlaf

1. Schlafhygiene etablieren

•Feste Abendroutinen schaffen: gleiche Abläufe zur gleichen Zeit.

•Bildschirmzeit reduzieren: mindestens eine Stunde vor dem Schlafen keine Screens.

•Schlafumgebung optimieren: dunkler, ruhiger Raum, eventuell mit White Noise oder schweren Decken.

2. Melatonin in Absprache mit dem Arzt

Melatonin kann helfen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Wichtig ist:

Einnahmezeitpunkt: 30–60 Minuten vor dem Schlafengehen.

Form: Retardiertes Melatonin kann helfen, den Schlaf über die Nacht zu stabilisieren.

Achtung: Nur in Absprache mit dem Arzt verwenden, da Dosierung und Anwendung individuell angepasst werden müssen.

3. Lichttherapie am Morgen

Tageslicht am Morgen kann helfen, die innere Uhr zu stabilisieren. Ein Spaziergang oder eine Tageslichtlampe können hier unterstützend wirken.

4. Eltern entlasten

Selbstfürsorge: Kleine Pausen im Alltag sind kein Luxus, sondern notwendig.

Hilfe holen: Unterstützung durch Familie, Freunde oder professionelle Schlafberatung in Anspruch nehmen.

Austausch suchen: Mit anderen Eltern sprechen, die ähnliche Erfahrungen machen.

Du bist nicht allein

Schlafprobleme bei neurodivergenten Kindern sind weit verbreitet und stellen eine große Herausforderung dar. Doch mit Verständnis, Geduld und den richtigen Strategien kannst du deinem Kind – und dir selbst – zu besseren Nächten verhelfen. Denke daran: Du machst einen großartigen Job, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt.

Die komplette Podcast-Folge rund um Schlafprobleme bei neurodivergenten Kindern (Autismus & ADHS) kannst hier auf Spotify, hier auf iTunes oder hier im Blog anhören.