Kindheit-Highlights mit den eigenen Kindern neu erleben

Wie gemeinsame Erinnerungen Brücken schlagen – auch im neurodivergenten Familienalltag

Warum eigene Kindheitserinnerungen so kraftvoll sind

Wir alle tragen sie in uns – diese ganz besonderen Kindheitsmomente, die uns bis heute begleiten und die uns auch noch 30 Jahre später ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Der Duft von Sonnencreme im Freibad. Die klebrigen Finger nach dem Erdbeerpflücken. Das warme Gefühl im Bauch, wenn man mit Taschenlampe unter dem selbstgebauten Bettlaken-Zelt liegt und sich gegenseitig Fantasie-Geschichten erzählt.

Diese Erinnerungen sind viel mehr als Nostalgie. Sie sind ein emotionale Anker. Sie zeigen uns, was uns geprägt hat. Was uns wichtig war. Was uns glücklich gemacht hat. Und sie sind eine wunderbare Inspiration, wenn wir mit unseren eigenen Kindern Familienmomente gestalten wollen, die für immer im Gedächtnis konserviert werden.

Warum Kindheitserinnerungen so prägend sind – wissenschaftlicher Hintergrund

Bei unseren Kindheitserinnerungen handelt es sich nicht “nur” um Bilder im Kopf. Im Gegenteil: sie formen unser Selbstbild, unsere Bindungsfähigkeit und sogar unser Stressverhalten. Studien zeigen: Die emotional positiv besetzten Erlebnisse in den ersten zehn Lebensjahren werden überproportional stark erinnert (Quelle: Bauer et al., 2007) Und: Gemeinsame Familienrituale und Naturerfahrungen stehen dabei ganz oben. Solche positiven gemeinsamen Momente fördern die Resilienz, das Zugehörigkeits- und Sicherheitsgefühl unserer Kinder nachhaltig. 

Warum solche Highlights auch mit neurodivergenten Kindern möglich sind

Ich weiß, wie leicht man denkt: „Das geht mit meinem Kind eh nicht.“ Und ich möchte euch ermutigen auch hier einmal euren Blickwinkel von “Das geht nicht” (Türe zu) hin zu “Wie könnte es denn gehen?” (Türe auf) zu verändern. Denn ganz oft geht es eben doch. Nicht eins zu eins. Nicht wie im Bilderbuch. Aber auf eure eigene Weise. Vielleicht muss der Picknickplatz reizarm sein. Vielleicht braucht dein Kind eine Rückzugsmöglichkeit. Vielleicht geht’s nur zehn Minuten. Aber vielleicht werden genau diese zehn Minuten zu einem unvergesslichen Moment.

5 Tipps wie du auch bei Reizempfindlichkeit, Strukturbedürfnis & Co schöne Erinnerungen gestalten kannst

  1. Klein starten: Eine Decke im Wohnzimmer kann so magisch sein wie ein Zelt im Wald.
  2. Mitsprechen lassen: Was würde dein Kind gerne erleben? Was fühlt sich für es nach Abenteuer an? Wie kann es sich individuell mit einbringen? 
  3. Struktur einbauen: Klare Zeitrahmen, Vorab-Infos, visuelle Pläne – gerade für neurodivergente Kinder so wertvoll.
  4. Reize im Blick behalten: Leise Orte, sanfte Übergänge, bekannte Umgebungen – oft besser als laut und neu.
  5. Gemeinsam reflektieren: Am Abend darüber sprechen, was schön war – das stärkt das emotionale Gedächtnis und du erfährst eventuell wichtige Punkte für künftige Erlebnisse, die dir so vorher nicht klar waren.

Denkt daran: Erinnerungen lassen sich nicht kopieren – aber sie lassen sich neu gestalten. Auf eure ganz eigene Art. Kinder mit Autismus oder ADHS brauchen manchmal andere Rahmenbedingungen. Mehr Struktur. Weniger Reize. Andere Zeitfenster. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht genauso staunen, lachen, genießen – und sich erinnern können.

Auszug aus meinen persönlichen Kindheits-Highlights – und wie ich sie neu erlebe

Zelten im Garten: Heute zelten wir im Wohnzimmer – mit Lichterketten statt Lagerfeuer

Erdbeeren naschen auf dem Feld: Machen wir im eigenen Hochbeet auf der Terrasse und tatsächlich ohne meinen Sohn, der Beeren aller Art einfach “total eklig” findet, tja, auch das ist okay.

Urlaube im Campingbus: Noch immer ein Klassiker – oder? Wir wollen für unsere Kinder ein Wohnmobil ausleihen (mit eigener Toilette, das ist wichtig) und probieren das Ganze erst einmal Klein über ein verlängertes Wochenende in der Umgebung aus, anstatt direkt 900km in den Süden zu düsen.

Und weißt du was? Diese kleinen Momente sind groß. Auch – und gerade – für neurodivergente Kinder.

Highlights aus der Community

Im „Virtuellen Kaffeeklatsch“ haben die HörerInnen folgende Kindheits-Highlights geteilt:

Zwetschgen sammeln mit Oma und einen Datschi backen

Dauer-Campen und so jedes Wochenende einen Mini-Urlaub genießen

Kneipp-Spaziergänge im nassen Gras im Morgentau

Blumenkränze aus Gänseblümchen basteln

Himbeeren vom Strauch und Pommes im Freibad

Disneyland-Magie und Freizeitparks

Kräuter sammeln, Höhlen bauen, nackt durch den Gartensprenkler rennen

Das Schöne an diesen Erlebnissen: Kindheitserinnerungen müssen nicht groß sein, um groß zu wirken.

Ideen für unvergessliche Sommermomente mit neurodivergenten Kindern

Hier ein paar Inspirationen, die sich gut anpassen lassen – je nach Bedürfnissen eurer Kinder

  1. Barfußweg selbst bauen

Mit Wasser, Steinen, Sand, Gras & Rindenmulch auf einem alten Brett oder im Garten

Fördert Körperwahrnehmung, macht Spaß & ist barrierefrei anpassbar

  1. Nachtpicknick mit Lichterkette

Decken, Snacks & Sterne – im Garten oder am offenen Fenster

Reizarm & besonders: Es fühlt sich anders an, wenn die Welt schläft

  1. Achtsamer Schattenspaziergang 

Das Ziel ist nicht „wandern“, sondern entdecken: Ameisen beobachten, anhalten, hinsetzen, horchen, erleben

In der Hosentasche: kleines Fernglas oder Lupe – für kleine Forschende

  1. Wasserschlacht light

Für sensible Kinder: Statt voller Wasserschlacht z. B. mit feuchten Schwammtieren werfen

Oder: Nur mit den Füßen durchs Wasser laufen – ganz ohne Erwartungsdruck

  1. Lieblingsmusik-Disco im Wohnzimmer

Jeder darf z.B. 2 Lieblingslieder auflegen

Licht dimmen, Diskokugel oder Taschenlampen – und einfach gemeinsam loslassen

  1. Freibad ohne Freibad: „Balkonpool-Tag“

Planschbecken, kaltes Fußbad, Eis, Sommermusik – ganz ohne Menschenmassen und Schlange stehen 

Reizarme Alternative, gerade für Kids mit Sensorik-Themen

Mein Fazit

Es muss nicht groß sein. Es muss nicht teuer sein. Es muss nicht perfekt sein. Es reicht, wenn du präsent bist.

Und manchmal ist es genau das: ein Moment voller Aufmerksamkeit, ein kleines Lächeln, ein warmer Sommertag mit nackten Füßen – der dein Kind ein Leben lang begleitet.

Du möchtest mehr hören?

🎧 Hier geht’s zur Folge auf Spotify 

🎧 Hier geht’s zur Folge auf iTunes 

Vernetze dich mit Gleichgesinnten!

📱 Hi, Baby! WhatsApp Community: Jetzt beitreten

📩 Podcast abonnieren auf Spotify, Apple & Co. – einfach nach „Hi, Baby!“ suchen

🥰 Eine lebendige Community findest du auch auf meinem Instagram Kanal @isa_whoelse