Eine erfüllte Partnerschaft mitten im Familienalltag mit einem neurodivergenten Kind? Das ist möglich – aber definitiv kein Selbstläufer. In der aktuelle “Hi, Baby!”-Podcast Folge (“Paar bleiben mit besonderem Kind: 7 Essentials die uns als Eltern zusammenhalten”) entromantisiere ich das Konzept der Liebesbeziehung ganz bewusst und zeige dir: Es braucht Arbeit, Struktur, Kommunikation und jede Menge Humor, um im oft chaotischen Alltag nicht nur Eltern, sondern auch Paar zu bleiben. Ganz besonders, wenn man Eltern von einem oder mehreren neurodivergenten Kindern ist, wie etwa Kinder mit Autismus und/ oder ADHS.
Hier im Blog bekommst du meine 7 Essentials aus der Folge noch einmal komprimiert zum Nachlesen. Ganzs ausführlich gibt’s alles in der aktuellen Podcast-Folge. Den Link dazu findest du am Ende des Blog-Artikels.
1. Beziehung = Work in Progress
Eine stabile Beziehung ist wie gute Unternehmensführung: Sie braucht Investition, Reflexion und Pflege. Dazu gehören:
- Paartherapie (wenn nötig)
- Einzeltherapie / Coachings / Arbeit an der eigenen Persönlichkeit (zur persönlichen Weiterentwicklung)
- Die Bereitschaft, sich immer wieder neu aufeinander einzulassen und miteinander zu wachsen
Fragt euch: Wie möchten wir Beziehung leben? Was braucht unsere Partnerschaft, um zu wachsen? Was sollte aufgearbeitet werden (aus unserer Kindheit, alten Beziehungen etc.) damit wir die Eltern sein können, die wir sein möchten?
2. Struktur: Wer macht was – und wann?
Je klarer die Aufgabenteilung, desto weniger Reibung. Bei uns klappt das so:
- Wir haben eine feste Rollenverteilung
- Es gibt einen wöchentlichen Orga-Lunch, den wir jeden Montag in der Mittagspause machen, wie Geschäftspartner
- Jeder hat (mindestens) einen freien Abend pro Woche
- Wir klären, wer wann welches Kind ins Bett bringt, was gerade organisatorisch ansteht und wer sich um was kümmern kann
💡 Pro-Tipp: Was vielleicht im ersten Moment spießig klingt gibt uns in Wirklichkeit Freiheit, Klarheit und minimiert ganz viel unnötigen Streit 😉
3. Kommunikation: Es sind die kleinen Dinge
Nein, ihr müsst nicht wöchentlich ein langes, tiefgründiges Beziehungsgespräch führen (wer hat dafür Zeit?). Wenn ihr das schafft, chapeau! Ansonsten funktioniert für uns:
- Kurze Zurufe in der Küche zählen auch als Kommunikation
- 5-minütige WhatsApp-Anrufe von einem Home-Office Büro ins andere funktionieren für uns wunderbar, um spontane Gedankeneinfälle zu teilen
- Mein Favorit: Ich rufe meinen Mann oft an, wenn ich im Auto sitze (um entweder Kinder-Taxi zu spielen) oder Termine für unseren Sohn wahrnehme.
Redet miteinander – auch wenn’s nur fünf Minuten sind. Das hält die Verbindung lebendig. Tatsächlich finde ich hier: Quantität vor Qualität.
4. Paarzeit ist kein Luxus, sondern Überlebensnotwendig für eure Liebe
Paarzeit passiert nicht einfach so – wir müssen sie uns erarbeiten. Bei uns sieht das so aus:
- Date Night alle 14 Tage (fest im Kalender!) und falls wir dafür Geld für einen Babysitter in die Hand nehmen müssen, dann machen wir das. Dieses Geld ist bestens investiert (übrigens genau so wie für eine Paar-Therapie).
- Gemeinsame Aktivitäten (Spaziergänge, Kaffee, Serienabend). Auch hier finde ich wieder: Quantität vor Qualität.
- Mindestens 1 Mal im Jahr, besser 2 Mal: Mini-Urlaube zu zweit (2 Nächte reichen)
Wir haben gemerkt: Schon kleine Rituale halten uns als Paar lebendig.
5. Team sein auf Augenhöhe
Wir sehen uns als Team – mit klaren Aufgaben und gegenseitigem Respekt:
- Niemand stellt seine Erwerbsarbeit über die des anderen
- Flexibilität bei Krankheitstagen: Es kann nicht immer nur die Mama die kranken Kinder abholen. Auch mein Mann macht “Kind krank”
- Mental Load nach Stärken aufteilen und immer wieder besprechen, wie man sich gerade aktuell mit seiner To Do Liste fühlt.
- Und: ein ehrliches „Danke“ zwischendurch wirkt Wunder
6. Fehlerfreundlichkeit statt Perfektionismus
Wir streiten. Wir nerven uns. Wir sind unperfekt. Und das ist okay:
- Streitkultur: Nicht alles muss gelöst werden. Manchmal sind wir uns einfach einig, das wir uns uneinig sind 😉
- Humor hilft!
- Abmachung: Nur Dinge mit einem „Streitwert“ über 7 (von 10) lohnen die Diskussion
Lasst Fünfe gerade sein – und bleibt dabei liebevoll. Wir sind doch alle nicht perfekt. Und da gibt es doch diesen Spruch: Perfektionismus ist der Tod von Glück, oder so 😉
7. Gemeinsame Werte & Vertrauen
Was uns trägt, ist unser Fundament:
- Gleiche Werte & Lebensvorstellungen
- 95 %iges Grundvertrauen in den anderen
- Gemeinsame Vision für unser Leben als Familie (es lohnt sich, da einmal im Jahr drüber zu quatschen, um sich wieder auf Kurs zu bringen)
Meine Lieblingsmetapher: Unsere Beziehung ist keine perfekte Rose – aber sie blüht, weil wir sie regelmäßig gießen.
Fazit: Partnerschaft ist auch Arbeit – kein Zufall
Mit einem besonderen Kind leben heißt: mehr Orga, mehr Emotionen, mehr Belastung. Aber es heißt auch: mehr Tiefe, mehr Nähe, mehr echtes Miteinander – wenn wir es gestalten.
💡 Fragt euch gemeinsam: Wie geht es uns gerade als Paar? Was brauchen wir, damit unsere Beziehung weiter blüht?
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Quellen & Studien zu Partnerschaft mit besonderem Kind:
- Singer, G.H.S. (2006). Meta-Analyse über Stress bei Eltern von Kindern mit Behinderung
- Hartley, S. et al. (2010). “The impact of child diagnosis on parental divorce” – Journal of Family Psychology
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Familienleitfäden