4 Ideen für ein faires Familienkonto

von Redakteurin Anja Proß

Gemeinsames Konto?! Viele eröffnen ein gemeinsames Konto, wenn sie zusammen ziehen und spätestens, wenn es gemeinsame Kinder gibt macht so ein Familienkonto wirklich Sinn. Die große Frage ist: Wer zahlt wie viel auf dieses Konto ein? Ich habe 4 Ideen mit Rechenbeispielen für euch:

Das ist die Ausgangssituation: 

Beide Partner haben je ein eigenes, alleiniges Konto von dem sie alles bezahlen, was nur sie persönlich und nicht die Familie betrifft (z.B. neues Handy, Wochenendtrip mit den Mädels/Jungs, Klamotten, Videospiele). Dann haben sie gemeinsam ein Familienkonto von dem Miete, Nebenkosten, Strom, Internet, Versicherungen, GEZ, Kitagebühren, Mobilität, Lebensmittel- und Drogerie-Einkäufe, Reparaturen, Anschaffungen für’s Auto oder die Wohnung usw. abgehen. Gehen wir beispielhaft davon aus, dass ihr für eure Familienausgaben jeden Monat 2000 € auf eurem Familienkonto braucht.

Laut Deutschem Statistischen Bundesamt (2020) verdienen Frauen 18% weniger als Männer. Im Durchschnitt beträgt das deutsche Monats-Nettogehalt 2088 € (Quelle: Statista). Damit es nachher nicht so kompliziert mit dem Rechnen wird, gehen wir für unser Beispiel von einem Nettogehalt des Mannes von 2200 € und 1800 € bei der Frau aus. Wäre die Frau in Elternzeit, würde sie nur 1175 € verdienen.

Ja, das ist schmerzhaft. Männer verdienen (leider) durchschnittlich immer noch mehr als Frauen. In der Elternzeit vergrößert sich diese Lücke (Gender Pay Gap) meist noch, da es auch hier (immer noch) eher die Frauen sind, die für die Kinderbetreuung beruflich zurückstecken und somit weniger verdienen. Und das geht in vielen Familien oft nach der Elternzeit so weiter: Frauen gehen wegen gemeinsamen Kindern häufiger in Teilzeit als Männer und verdienen dann auch weiterhin weniger.

Egal, ob in der Elternzeit oder danach – es wäre doch super eine Lösung für die Aufteilung der gemeinsamen Kosten zu finden, die euch als Familie gut tut und die ihr als gerecht empfindet. Hier sind meine Ideen:

1) Halbe-halbe

Jeder zahlt genau die Hälfte aufs Familienkonto ein. Wenn aber ein Partner beruflich kürzer tritt, um sich der Kinderbetreuung der gemeinsamen (!) Kinder zu widmen, sollte man dieses Modell überdenken. Wer mehr unbezahlte Arbeit (z.B. Kinderbetreuung) leistet, sollte nicht gleich viel Kosten tragen müssen, wie der Partner, der (trotz Kinder) den Großteil der bezahlten Arbeit (Job) leistet. Denn dies kann er nur, weil der andere Partner sich um die Kinder kümmert. Halbe-halbe könnte ein Modell für euch sein, wenn beide Partner genau gleich viel Erwerbsarbeit leisten.

Rechenbeispiel: Jeder zahlt 1000 € aufs gemeinsame Konto ein. Partner 1 bleiben dann 1200 € für’s eigene Konto und Partner 2 noch 800€.

2) Anteilig Einzahlen

Wie schon angesprochen, gibt es in Familien meist einen Partner, der mehr arbeiten geht, somit mehr verdient und einen Partner, der sich mehr um die gemeinsamen Kinder kümmert. Um diese Lücke an Einkommen etwas auszugleichen, können beide Partner prozentual zu ihrem Einkommen ins Familienkonto einzahlen. Ihr könnt aber eure Einkommensunterschiede auch partnerschaftlich ausgleichen, wenn beide Partner gleich viel Erwerbsarbeit leisten.

Rechenbeispiel: Partner 1 verdient 2200 € und Partner 2 verdient 1800 €. Gemeinsam verdienen sie also 4000 €. Partner 1 verdient jedoch 55% vom Gesamteinkommen und Partner 2 verdient 45%. Also zahlen sie diesen Anteil für die benötigten 2000 € aufs Konto ein. Das sind für Partner 1 dann 1100 € und für Partner 2 noch 900€. Es bleiben dann noch 1100 € bzw. 900€ zu freien Verfügung.

3) Spielgeld-Gerechtigkeit

Hier rollt man die Rechnung “von hinten” auf. Jeder Partner soll am Ende gleich viel “Spielgeld” zur freien Verfügung behalten.

Rechenbeispiel: Es werden 2000 € gebraucht. Hier zahlt Partner 1 dann 1200 € und Partner 2 noch 800 € aufs gemeinsame Konto. Beide haben somit 1000 € “Spielgeld” zu freien Verfügung auf ihrem eigenen Konto.

4) All-in

Alles was mir gehört, gehört auch dir. Beide Partner zahlen ihr gesamtes Einkommen aufs gemeinsame Konto ein. Davon bezahlen sie die Familien-Haushaltskosten genauso wie ihren privaten Konsum. Das ist ein Modell für Paare, die nicht gegenseitig aufrechnen und auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie etwas vom gemeinsamen Geld nur für sich ausgeben.

Übrigens: Mit Hilfe des Fair Finance Guides könnt ihr überprüfen, welche sozialen und ökologischen Aspekte eure Bank berücksichtigt. Vielleicht ist das ja ein Grund mit dem Familienkonto zu einer fairen Bank zu wechseln…

Mal unter uns:

Macht euch keine Sorgen, wenn vor allem das erste Gespräch mit dem Partner über Geld nicht so prall läuft. Widerwillen, Unverständnis oder ein Kein-Bock-drüber-zu-reden-Vibe ist zu Beginn normal. Das geht wirklich den besten Paare so. Leider sind wir (fast alle) noch mit dem alten Sprichtwort “Über Geld spricht man nicht” aufgewachsen und daher ist aller Anfang schwer. Wenn man aber anfängt, Geld als etwas positives (wollen wir nicht alle mehr davon?) zu sehen, dann fällt es immer leichter, seine Geld-Dinge mit Elan in Ordnung zu bringen.

Und noch eines ist wichtig: Die Rente nicht vergessen! Wer für die Kinderbetreuung langfristig weniger arbeitet, bekommt später mal weniger Rente. Auf die Gefahr hin, dass ich unromantisch bin: Wenn ihr euch im Alter von 60 Jahren trennt, dann steht ihr mit eurer Rente alleine da. Also lasst euch doch mal beraten, wie ihr privat sinnvoll für eure Rente vorsorgt. Ich weiß, ich hab das auch gehasst, aber es tut sooo sooo gut, wenn man das regelt. Wenn ihr euch dann für eine private Rentenvorsorge entschieden habt, könnt ihr aushandeln wer die bezahlt. Denn derjenige, der mehr Care- und weniger Erwerbsarbeit leistet, könnte ja vom Partner*in einen finanziellen Ausgleich erhalten… Redet doch mal darüber. Madame Moneypenny (die übrigens einen spannenden Podcast hat) schreibt auf ihrem Blog noch mal ausführlich warum Altersarmut Frauen härter oft trifft und was ihr dagegen tun könnt.

Wie redet ihr mit eurem Partner*in über Geld? Und wie teilt ihr gemeinsame Ausgaben auf? Lasst uns hier im Forum weiter diskutieren.

Photocredits: Photo by Mathieu Stern / Unsplash