Go with the Flow: Alles kann – nichts muss.

Von Gastautorin Vanessa Stichling

Isa’s Podcast und die Hi, Baby!Club-Inhalte begleiten mich seit einem halben Jahr. Ich habe hier eine Gemeinschaft gefunden, die mich auffängt, wann immer ich mich „Erwachsenen-einsam“ fühlte. Mit diesem Artikel hoffe ich etwas zurückgeben zu können.

Den Anstoß hat indirekt meine Wochenbetthebamme gegeben (eine großartige Powerfrau, die ich nur mit einer großen Portion Glück gewinnen konnte). Ein paar Tage nach der Geburt hat sie mich und meinen Mann mit dem Statement motiviert, dass sie unser individuelles Erfolgsrezept als „solide Struktur gepaart mit Flexibilität“ beobachte. Und darin steckt Gold für unsere Familie. Ich habe den Satz oft im Ohr, wenn ich an unseren Alltag denke …

Der flexible Part sprengt für diesen Artikel den Rahmen, daher zunächst mein persönlicher Background bzw. unsere (Familien-) Struktur als shared thoughts.

“Rückblickend konnten wir uns gemeinsam am besten entwickeln, da wir uns gegenseitig Freiraum zur individuellen Entwicklung gelassen haben.”

Lange war für uns als Paar nicht klar, ob wir eine eigene kleine Familie „wollen“. Wir sind seit knapp 20 Jahren zusammen. Mein Partner (& heute Mann) ist noch immer mein bester Freund und wichtigste Säule in meinem Leben. Rückblickend konnten wir uns gemeinsam am besten entwickeln, da wir uns gegenseitig Freiraum zur individuellen Entwicklung gelassen haben. Das hat früh begonnen auf meiner Seite mit Auslandssemestern, der Arbeitgeberwahl in einer anderen Stadt, einem mehrjährigen Job-Assignment im Ausland. Und wurde irgendwann ergänzt durch seinen Job mit 50% Reisetätigkeit. Wochenendbeziehung war für uns Standard. Zudem hat für uns beide Me-Time beim regelmäßigen Sport einen sehr hohen Stellenwert. Das nimmt wöchentlich viele Stunden in Anspruch. Wo sollte dort ein Kind Platz und vor allem die wichtige Zeit bekommen?!

“Meine Entscheidung fiel letztendlich nach Bauchgefühl während eines Ayurveda & Yoga Retreats auf Sri Lanka – unter der Voraussetzung, dass wir uns die Familienarbeit annähernd 50:50 aufteilen werden.”

Wir haben vorab viel über unsere Erwartungen gesprochen, was weiterhin funktionieren muss, so dass wir glücklich bleiben. Meine Entscheidung fiel letztendlich nach Bauchgefühl während eines Ayurveda & Yoga Retreats auf Sri Lanka – unter der Voraussetzung, dass wir uns die Familienarbeit annähernd 50:50 aufteilen werden.

Unser Modell erlaubt es nun meinem Mann, weiterhin seinen Traumjob im Fahrversuch zu leben. Anders als bisher kommt er meist an den Wochenenden nach Hause. In den Home Office-Wochen (ca. 50% des Jahres) arbeitet er Überstunden ab. D.h. er sieht den Kleinen zum Frühstück, Mittagessen und übernimmt oftmals ab dem späten Nachmittag komplett. Seinen Sport macht er nun statt am frühen Abend früh morgens. Er steht um 5 Uhr auf, um kurz nach 7 Uhr bei uns zum Frühstück zurück zu sein.

Für mich heißt es, die Wochen könnten unterschiedlicher nicht sein. Entweder bin ich komplett allein mit unserem Sohn (das war ab der 5. Lebenswoche so) oder habe am Abend den Support. Am Wochenende versucht mein Mann, soviel Zeit wie möglich mit ihm zu haben, da mache ich dann konsolidierter als früher meine Sporteinheiten.

“Oftmals kommt mein innerer Schweinehund durch: Vielleicht stattdessen doch etwas von der To-do-Liste erledigen? Dann treibt mich mein Mann. Denn er weiß, wie energiegeladen und freudestrahlend ich zurückkomme.”

Was ich als Energielieferanten während der Solo-Wochen brauche, habe ich über die Zeit erst lernen müssen. Täglich ein Ziel außer Haus mit dem Baby hilft gegen das Bore-Out. Die Zeit am Wochenende beim Yoga oder auf dem Mountainbike ist von unschätzbarem Wert. Selbst wenn es innerhalb des 2 h-Stillfensters funktionieren muss. Oftmals kommt mein innerer Schweinehund durch: Vielleicht stattdessen doch etwas von der To-do-Liste erledigen? Dann treibt mich mein Mann. Denn er weiß, wie energiegeladen und freudestrahlend ich zurückkomme.

Manchmal sehne ich mich bereits nach meinem Job, den Herausforderungen und den Austausch mit Kollegen. Aber ich weiß, in gut einem halben Jahr geht es wieder los. Mein Mann übernimmt dann die Elternzeit und gewöhnt den Kleinen in der Kita ein. Das lässt mich die (meisten ;-)) Tage dieser ganz besonderen Zeit mit dem Kleinen wertschätzen. Denn auch wenn die Planung des Familienalltag-Modells ein never-ending-task ist, wird die Babyphase mit Erstgeborenem nicht mehr wiederkommen.

 

Über Vanessa:
Ich bin Vanessa, 37 Jahre alt, arbeite als Marketing Direktorin in der Konsumgüterbranche und liebe sowohl die Zeit im home sweet home, outdoor in der Natur sowie gutes Essen und Reisen. Mein Lebensmittelpunkt ist ca. 150 km von meinem Arbeitsort entfernt. Nie hätte ich gedacht, dass ich 12 Jahre beim Unternehmen bleibe. Aber das Leben überrascht immer wieder mit neuen Wegen und Türen. „Das eine“ Lebensmotto gibt es für mich nicht, aber diesen Artikel würde ich unterschreiben mit „alles kann – nichts muss“. Denn es gibt tatsächlich für alles einen Weg, solange man kreativ bleibt, und in Optionen anstelle von einer fixen Route denkt.

 

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Photocredits: Kristaps Ungurs via Unsplash