Lebensmittel-Neophobie: Hilfe, mein Kind isst nur Süßes und kein Gemüse mehr!

von Gastautorin Patrycja Zofia Pallentin

Hey liebe Mamas,

kennt ihr das auch? Euer Kind, das früher begeistert alles gegessen hat, was auf den Tisch kam, ist plötzlich wählerisch geworden und besteht darauf, nur noch Nudeln (bitte aber ohne Soße!), Süßigkeiten und vielleicht ein paar wenige Lieblingsspeisen zu essen? Keine Sorge, ihr seid nicht allein! Viele Kinder machen diese Phase der sogenannten Lebensmittel-Neophobie durch, und heute möchte ich euch erzählen, warum das völlig normal ist und wie ihr entspannt damit umgehen könnt.

Was ist eigentlich Lebensmittel-Neophobie?

Die Lebensmittel-Neophobie ist keine seltsame Krankheit, sondern ein völlig normales Verhalten bei vielen Kindern, ab einem Alter von etwa 2 Jahren. Es ist eine Phase, in der Kinder neue Lebensmittel misstrauisch beäugen und am liebsten das essen möchten, was sie bereits kennen und mögen. Dieses Verhalten hat evolutionäre Wurzeln – unsere Vorfahren waren vorsichtig gegenüber unbekannten Lebensmitteln, um sich vor möglichen Vergiftungen zu schützen. Wenn sich das Steinzeitkindlein, dass sich nun schon etwas von der Mama wegbewegen konnte, alles in den Mund gesteckt hätte, was es an Büschen und Co. fand, hätte es nicht lange überlebt!

Warum liebt mein Kind jetzt nur noch Nudeln und Süßes?

Kinder lieben Nudeln, Süßigkeiten und andere vertraute Speisen, weil sie sich damit sicher und wohl fühlen. Zudem waren und sind süße Lebensmittel nicht giftig, sondern stehen für Genuss und Energie. Das etwas bitterere Gemüse und auch saure Speisen bedeuteten jedoch oft: Achtung – giftig oder verdorben! In dieser Phase ist das Gehirn eures Kindes außerdem besonders empfindlich für neue Erfahrungen, und sie sind oft nicht so mutig, etwas Unbekanntes zu probieren.

Autonomiestreben

Nicht zu vergessen in dieser Altersrange von etwa 2-4 Jahren, ist der Faktor Autonomie 😀 Neben den evolutionären Gründen für das – nennen wir es ‚temporär schwierigere Essverhalten‘, gibt es auch noch das Streben nach Selbstbestimmung. Und wenn euer Kind den ganzen Tag im Kindergarten kooperieren musste, kann es schon mal sein, dass es sein Autonomiestreben dann am Esstisch ausleben ‚muss‘. Weil es jetzt einfach auch mal NEIN sagen möchte. So.

Wie könnt ihr entspannt durch diese Phase kommen?

  1. Regelmäßig alles anbieten: Auch wenn euer Kind das neue Gemüse auf dem Teller ignoriert, bleibt dran! Einfach immer wieder anbieten, und mit der Zeit wird die Neugier siegen. Nie den Fehler machen, nur noch das zu präsentieren, was gewünscht ist!
  2. Mit gutem Beispiel vorangehen: Kinder lernen viel durch Nachahmung. Wenn sie sehen, dass ihr mit Genuss verschiedene Lebensmittel esst, werden sie neugierig darauf, es irgendwann auch zu probieren.
  3. Miteinbeziehen: Nehmt eure Kinder mit zum Einkaufen und in die Küche. Sie werden viel eher bereit sein, etwas zu essen, was sie selbst ausgesucht oder zubereitet haben.
  4. Keinen Druck ausüben: Drängt euer Kind nicht zum Essen. Zwang wird das Problem nicht lösen, sondern es nur noch verschlimmern.
  5. Die Macht des Mere-Exposure-Effekts nutzen. Einfach ausgedrückt: Je öfter euer Kind mit einem neuen Lebensmittel in Berührung kommt, desto wahrscheinlicher wird es sein, dass es es irgendwann probieren möchte. Bietet dabei auch unterschiedliche Zubereitungsarten und Konsistenzen an.

Liebe Mamas, auch mein Kind hatte diese Phase. Das stresst jede Mami, egal ob vom Fach oder nicht! Aber ich kann euch sagen: Plötzlich war sie einfach vorbei und schon zum dritten Geburtstag wurde hier wieder Brokkoli-Nachschlag verlangt ????

Fazit: Alles wird gut!

 

Über Patrycja:

Mama eines kleinen Sohnes, Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für perinatale Programmierung und Darmgesundheit.
For Power-Moms with healthy kids!

Website: www.patrycjapallentin.de
Instagram: @patrycjapallentin.de

 

Fotocredits: Wilfried Santer via Unsplash