Kita-Eingewöhnung: Expectation vs. Reality

Von Redakteurin Anja Proß

Vor drei Monaten war es so weit: Meine Eingewöhnung in die Kita begann. Also die von meinem Sohn. Und irgendwie auch meine. Schon Monate davor war das ein Riesenthema in meinem Leben. Ich habe vorab meine Expectations zum Kita-Start aufgeschrieben und ziehe jetzt, drei Monate später, Resümee: Was war so, wie von mir erwartet, und wo traf mich die (harte) Reality, ganz anders, als gedacht?

Vorweg: Ich ging wirklich mit einem positiven Gefühl in die Eingewöhnung. Mir hat es total geholfen, verschiedenste Podcasts zu dem Thema zu hören und mit lieben Menschen darüber zu sprechen. Meinen Schlüsselmoment hatte ich, als in einem Podcast (“Familie verstehen”, Folge 60) der Tipp kam: “Mach’ dir DEINE Gründe für die Kita-Betreuung klar.

Und dabei ist es wichtig, dass es wirklich MEINE Gründe sind. Also nicht sowas wie: “Mein Sohn liebt andere Kinder, da kann er mit denen spielen”, “Er wird so viel lernen”, “Mit einem Jahr in die Kita gehen ist doch total normal” usw., sondern die Antwort auf die Frage: “Warum möchte ICH, dass mein Kind in die Kita geht?”

Mein Kita-Grund: Entlastung. Mal durchatmen ohne Kind. Nicht 4 Mahlzeiten am Tag vorbereiten und wieder vom Boden aufwischen, sondern nur noch 2. Nicht immer organisieren zu müssen, wann ich arbeite und wer in der Zeit auf meinen Sohn aufpasst. Nicht täglich noch 5 Dinge (mit Kind am Start) erledigen müssen, sondern auch mal alleine und effizient. Und mich dann (hoffentlich) gut gelaunt auf mein Kind freuen und einen super Nachmittag gemeinsam verbringen, #qualitytime und so.

Wenn du diesen Artikel liest, bin ich in der Realität angekommen. Drei Tage vor unserem ersten Kita-Tag schrieb ich meine Expectations nieder…

Expectation Nr.1: Ich werde mehr mit der Entwöhnung überfordert sein, als mein Sohn

Seit der Kleine 5 Monate alt ist arbeite ich für Isa. Erst 4 Stunden die Woche, dann 8, dann 10. Ohne Kind. Wir haben das große Glück (!) alle Großeltern fit und motiviert in der Nähe zu haben. Daher arbeitete ich bei meinen Eltern, die währenddessen auf den Kleinen aufpassen. Stillen konnte ich somit wann immer wir wollen.

Meine Schwiegermama nimmt den Kleinen 1-2 mal im Monat vormittags für ein paar Stunden, damit mein Freund und ich ein bisschen Zeit für uns haben. Unser Sohn ist es also schon gewöhnt, nicht nur bei Mama und Papa zu sein. Generell ist er offen gegenüber neuen Leuten und interessiert sich bei Spiele-Dates manchmal gar nicht für mich.

Das Gute daran ist, dass ich mir fast keine Gedanken darüber mache, ob er sich in der Kita wohl fühlt. Ich mache mir Gedanken darüber, wie es für mich sein wird. Also, dass mein Sohn mich nicht mehr so “braucht.” Dass er ganz gut ohne mich klarkommt. Dass ich ihn nicht mehr ständig bei mir habe und die Einzige bin, die das schlimm findet. Das klingt paradox und verrückt, aber hey, diese Gedanken und Gefühle sind nun mal da.

Expectation Nr.2 : Vorfreude auf’s Kind und einen entspannten Nachmittag

Da bin ich so gespannt drauf! Aktuell stelle ich mir die Nachmittage nach der Kita so rosig vor. Ich hole voller Vorfreude meinen Sohn ab, habe bei der Arbeit und auch sonst alles erledigt, und kann mich voll und ganz auf ihn konzentrieren. Es beschleicht mich allerdings so eine leise Vorahnung, dass die Realität nicht immer ganz so romantisch sein wird…

Expectation Nr.3 : Schlafen in der Kita wird ein Problem

Ich kann es mir einfach überhaupt nicht vorstellen, wie unser Sohn in der Kita schlafen soll. Bisher schläft er nämlich meistens an der Brust beim Stillen ein. Er schläft natürlich nicht nur bei mir ein. Der Kleine schläft auch beim Papa in der Trage, beim Opa auf dem Arm oder im Kinderwagen, wenn die Omas mit ihm spazieren gehen.

Aber wie soll er zeitgleich mit ganz vielen anderen Kindern in seinem Kita-Bettchen einschlafen? Ich sag’s wie es ist: Ich habe echt Angst davor, dass er sich in den Schlaf weinen muss. Und ja, ich weiß, die Erzieher:innen sind da, können auch begleiten und lassen die Kinder nicht schreien. Und trotzdem ist diese Angst da.

Reality Nr.1 : Es ist echt eine Umstellung

Ja, es ist eine echte Umstellung von “Kind ist immer da” auf “Kind ist viermal die Woche bis 14 Uhr weg”. Die ersten freien Vormittage habe ich krass genossen. Da die Eingewöhnung ganz langsam verlief, war unser Kleiner (nachdem ich ein paar Tage gemeinsam mit ihm in der Kita war) erst eine, dann zwei, dann zweieinhalb Stunden in der Kita.

In diesen Stunden hab’ ich mit Yoga machen, Kaffee trinken und dabei am Handy daddeln in den Tag gestartet. Was für eine Ruhe und Selbstbestimmung. Ich hab’ schnell alles im Haushalt erledigt und hab’ ihn vor dem Mittagsschlaf aus der Kita geholt. Das Schläfchen hat er dann direkt im Anschluss Zuhause gemacht. Und plötzlich stellte sich bei mir ein Gefühl von “Ups, ich bin ja hier ganz allein” ein, denn ich musste seinen Mittagsschlaf nicht mehr –  wie sonst – für x Dinge nutzen. Da habe ich gemerkt, dass ich echt weniger Zeit mit meinem Sohn habe…

Einige Zeit später habe ich dann angefangen mehr zu arbeiten (ca. 22 Stunden die Woche) und die Vormittage waren wieder komplett ausgefüllt. Die Eingewöhnung ging voran und unser Kleiner ist nun viermal für fünf Stunden in der Kita. Eine neue Lebensphase hat begonnen. Für uns alle.

Ich würde sagen, diese Erwartung hat sich zum Großteil erfüllt. Es fiel mir tatsächlich schwer. Irgendwie muss ich immer noch loslassen und damit klarkommen einen Teil vom Tag meines Sohnes zu “verpassen”, aber ich merke auch, dass mir der neue Input durch die Arbeit und die neuen Freiheiten gut tun.

Reality Nr.2 : Ich genieße die Mama-Kind-Exklusiv-Zeit

Tatsächlich freue ich mich beim Arbeiten darauf, später meinen Sohn von der Kita abzuholen und genieße es, mich ‘ne Stunde mit ihm alleine auf den Spielplatz zu hocken und zu sandeln. Für mich ist Sandeln sowieso wie Meditation, wenn es einigermaßen ruhig ist auf’m Spieli.

In der Elternzeit hätte ich mich dazu wahrscheinlich ständig mit anderen Mamas verabredet. Das mache ich natürlich trotzdem noch, aber irgendwie brauche ich seit dem Kita-Start eine gewisse Mama-Kind-Exklusiv-Zeit am Nachmittag. In der Zeit kann ich mich dann komplett von meinem Sohn leiten lassen: Wo will er stehen bleiben, wohin gehen, was anschauen usw.

Diese Ruhe habe ich erst seitdem der Kleine auch mal weg ist und ich ohne ihn meine To-do’s abarbeiten kann und die Gedanken danach (wenn es gut läuft) komplett wegschiebe.

Resümee: Es ist tatsächlich fast so rosig, wie ich es mit vorgestellt habe. Zumindest für den Mama-Kind-Exklusiv-Zeit-Teil des Nachmittags. Also neben den Sonnencreme-Struggles, dem ein oder anderen Kolleg:innen-Anruf oder dem Abendessen-Kochchaos.

Reality Nr.3 : Wir haben andere Probleme, aber Schlaf ist keines davon

Tatsächlich war das mit dem Schlafen nie so ein großes Problem. Eine Erzieherin, die unser Sohn besonders mag, summt ihn in den Schlaf. Und die Erzieher:innen waren ehrlich: Er hat die ersten Male schon ein bisschen geweint, aber mittlerweile schläft er schnell und ohne Weinen ein. Allerdings nur im Kinderwagen, (noch) nicht in seinem Kita-Bettchen.

Was uns dafür aber wirklich mitgenommen hat, und womit ich so nie gerechnet hätte, sind die Kita-Keime!!! Ja das braucht drei Ausrufezeichen! Ich hab’ es ja nie geglaubt, wenn mich Nachbarn oder Freunde wissend ansahen und sagten: “Wenn der Kleine dann in der Kita ist, freut ihr euch, wenn mal niemand in der Familie krank ist…” Ist bei uns leider so. Wir hatten seit Kita-Start: Corona, Magen-Darm, Mandelentzündung und Schnupfen. Das ist nicht bei jedem Kind und jeder Eingewöhnung so, aber uns hat es echt getroffen. Jetzt haben wir hoffentlich erstmal alles durch und sind auch aktuell fit.

Abschließend kann ich sagen, dass die Kita-Eingewöhnung gelungen ist.

Es hat zwar alles etwas länger gedauert als gedacht. Wir oder unser Sohn waren zwischendurch krank, wir waren eine Woche im Urlaub, wir haben uns wirklich viel Zeit gelassen und hatten keinen Druck. Zwei Monate nach Beginn der Eingewöhnung ist der Kleine die volle Betreuungszeit mit Mittagessen und Mittagsschlaf in der Kita.

Und seitdem das nun auch seit einem weiteren Monat ganz kontinuierlich funktioniert, habe ich (nach insgesamt drei Monaten) das Gefühl, er ist wirklich dort angekommen. Das spüre ich und bekomme es auch von den Erzieher:innen rückgemeldet.

Daher meine beiden wichtigsten Tipps:

  1. Versucht, die Eingewöhnung so kontinuierlich wie möglich zu gestalten ohne Urlaub oder sonstigen Terminen, wegen denen ihr das Kind mal nicht hinbringt.
  2. Nehmt euch genug Zeit und plant die Elternzeit so, dass ihr nicht schon 4 Wochen nach Kita-Beginn wieder in den Job einsteigt. Ich hatte 6 Wochen bis zum Wiedereinstieg und danach hatte mein Partner noch mal über zwei Monate Elternzeit. So haben wir den Stressfaktor rausgenommen und ich konnte mental viel gelassener sein.

Ich wünsche euch allen, bei denen es ansteht, eine gute und gelassene Kita-Eingewöhnung! Lasst mich wissen, wie es bei euch läuft und ob es jemandem in manchen Punkten ähnlich ging wie mir –  wir quatschen hier im Forum weiter.

Ach übrigens: Eine schöne Vorbereitung und Begleitung der Kita-Eingewöhnung war (und ist) es mit meinem Sohn dieses Kita-Wimmelbuch anzuschauen. Möchtet ihr “Komm ich zeig dir meine Kita” gewinnen? Wir verlosen drei Exemplare. So kannst du am Gewinnspiel teilnehmen: Schicke eine Mail an hallo@isawhoelse.de mit dem Betreff: “Gewinnspiel Kita-Wimmelbuch”. Teilnahmeschluss: 07.11.2022, 24 Uhr. Einzelheiten zu den Teilnahmebedingungen findest du in unseren AGB’s Members Club Abo unter  “20. Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele / Verlosungen”.

 

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