Wenn dein Baby an Reflux leidet

von Ilsada Jusmani 

Als grosse Leseratte war es nicht verwunderlich, dass ich, als ich schwanger wurde, meine Nase in unzählige Schwangerschaftsbücher und Ratgeber gesteckt habe. 

Immer und immer wieder bin ich auf ein spezielles Thema gestoßen: Koliken. Mental habe ich mich also schon darauf vorbereitet, dass mein Baby Koliken haben wird, es viel schreien wird und wir uns die ersten drei Monate irgendwie durchschlagen müssen. 

“Ich dachte mir: Wow, Jackpot! Ein Baby ohne Koliken.”

Dann kam unser kleiner Süssfratz auf die Welt und hatte null Anzeichen auf Koliken. Ich dachte mir: Wow, Jackpot! Ein Baby ohne Koliken. Jedoch hielt die Freude nur kurz. Er hat nämlich immer wieder gespuckt. Nicht nur unmittelbar nach dem Stillen, sondern auch etwas später, kam plötzlich ein wenig oder manchmal auch ein ganzer Schwall an Milch wieder aus ihm heraus. Das nennt sich Reflux. Schon mal was davon gehört?

Reflux bedeutet, dass der Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfliesst. Das lässt sich auf eine geringere Verschlusskraft des Muskelbandes am Mageneingang zurückführen. Mehr Infos zur Krankheit findest du im Infokasten unter dem Artikel.

“Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Lippen blau verfärbt und die kleine Brust machte keine Atembewegungen.”

Die Hebamme und die Ärztin meinten, solange er gut gedeiht und sich gut entwickelt gäbe es keinen Grund zur Sorge. Eines Tages, er war ca. 1 Monat alt, wollte ich nach ihm sehen, als er eines seiner Tagesschläfchen gemacht hat. Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Lippen blau verfärbt und die kleine Brust machte keine Atembewegungen. Dieser Blick. Dieses Gefühl. Diese Angst. Sie sitzt mir bis heute noch tief in den Knochen. Ich nahm ihn sofort hoch, doch es dauerte zwei bis drei unendlich lange Sekunden bis er wieder zu sich kam. Wir sind natürlich sofort ins Krankenhaus gefahren. Zuerst meinten die Ärzte, wir sollen es beobachten. Als es aber dann noch drei weitere Mal passiert ist und ich seit dem ersten Mal keine ruhige Minute mehr hatte, sind wir erneut in die Notaufnahme gefahren. 

“Was folgten, waren zwei Tage und zwei Nächte, an denen er permanent an der Sauerstoffsättigung angeschlossen war.”

Was folgten, waren zwei Tage und zwei Nächte, an denen er permanent an der Sauerstoffsättigung angeschlossen war. Es wurden noch weitere Untersuchungen gemacht und dann wurde uns mitgeteilt, dass unser Sohn zwar keinen starken Reflux hatte, da er sich super entwickelt und an Gewicht zugenommen hat, aber dafür kam es ihm in der Speiseröhre hoch und wenn das passiert, während er auf dem Rücken liegt, kann er es nicht immer ausspucken und es geht auch nicht wieder zurück in den Magen, sondern belibt ihm buchstäblich im Hals stecken. Das war der Grund, wieso er dann plötzlich solche Erstickungsepisoden hatte. 

Drei Dinge gab es, die wir streng beachten mussten:

  1. Er durfte nie flach auf dem Rücken liegen, sondern musste immer hochgelagert werden (z.B. mit einem Ordner unter der Matratze oder mit einer speziellen Falttechnik von Badetüchern). Also haben wir das Bett, den Kinderwagen, die Wickelkommode, den Spielbogen, etc. umgemodelt, damit er mit dem Oberkörper immer etwas höher lag.
  2. Beim Stillen durfte er nicht in der Wiegehaltung liegen, sondern musste quasi auf meinem Bein «sitzen». Ihr könnt euch vorstellen, wie ein ein Monate altes Baby «sitzen kann» – aber auch das ging irgendwie. Zudem musste ich ihn nach dem Stillen noch etwa 15-20 Minuten aufrecht halten, was insbesondere in der Nacht sehr an meine Energiereserve nagte. 
  3. Das schlimmste für ihn, was mir auch unglaublich leid tat, war aber Folgendes: Ich musste ihn beim Stillen, nachdem er 5-6 Schlucke genommen hat, für einen kurzen Moment pausieren. Sodass er kurz die Gelegenheit hatte, die Milch langsam in den Magen fliessen zu lassen. Er war normalerweise ein wirklich schneller Trinker. Zu Beginn war das, verständlicherweise, immer ein riesen Geschrei. Nach und nach hat er sich jedoch daran gewöhnt und sein Tempo etwas gedrosselt. 

Da wir diese drei Dinge strikt befolgt haben, hörte er auf zu spucken und nach einigen Monaten wurde er grösser und kräftiger und der Reflux ging von selbst wieder zurück. Auch eine solche «Erstickungsepisode» hatte er glücklicherweise nie wieder erlebt. Nun ja, was soll ich sagen? Ende gut – alles gut. 

 Info: 

Reflux – was ist das und wie wird es behandelt?

Reflux bedeutet “Rückfluss”. Ein Zurückfliessen von Mageninhalt in die Speiseröhre. Das ist eine Schwäche des Verschlussrings am Mageneingang. Hierbei spielt es auch keine Rolle, ob das Baby gestillt wird oder Pre-Milch erhält. 

Die Kinder können lediglich etwas spucken oder auch viel erbrechen – auch kann es sein, dass der Reflux zu Beginn unbemerkt bleibt, da die Magenflüssigkeit sozusagen den Mund nicht verlässt. Beobachtet wird dieses Phänomen häufiger bei Babys, die schnell und hastig trinken. Manchmal kann ein grosser Milchspendereflex der Mutter oder ein zu grosses Loch im Sauger den Reflux verstärken. Das tritt bei sehr vielen Babys in den ersten Lebenswochen auf und verschwindet mit zunehmendem Alter wieder von selbst. 

Es gibt aber auch ernsthafte Reflux Erkrankungen, die sich mit weiteren Symptomen bemerkbar machen. Wenn das Kind also oft stark erbricht, hustet oder wenig an Gewicht zunimmt, sollte man dringend einen Arzt aufsuchen. 

Vorbeugen kann man Reflux, indem das Baby in eine stabile Trinkposition gesetzt wird und man darauf achtet, dass es ein ruhiges Trinkverhalten hat. Ebenso sollte das Baby nach dem Trinken 15-20 Minuten in einer senkrechten Position gehalten werden und das Hochlagern im Bettchen ist ebenfalls eine enorm grosse Hilfe. Das Bäuerchen ist für Reflux-Babys besonders wichtig. Mütter von Reflux-Babys verzichten in der Stillzeit besser auf Nikotin, Kaffee, Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke, Zitrusfrüchte, Tomaten und fette Speisen, damit beim Kind die Magensaftproduktion weniger stark angeregt wird. 

Fotocredits: Peter OslanecUnsplash

Über Ilsada

Ilsada, die Freunde kurz Zada nennen, ist 30 Jahre alt, zweifache Jungs-Mama und wohnt mit ihrer Familie in Zürich. Hauptberuflich arbeitet sie in Teilzeit als Treuhänderin, wobei sie sich immer hinter Zahlen verstecken muss. Daher schreibt sie nebenbei Artikel für isa. whoelse und tobt sich dabei kreativ aus, was ihr tatsächlich sehr viel Spaß macht.