7 Dinge, die ich beim Beikoststart gelernt habe

Von Gastautorin Nadine Rahner

Der Beikoststart ist aufregend und steht für einen neuen Abschnitt im Lebens deines Babys. Bestens informiert und perfekt ausgestattet startet ihr in das Abenteuer, aber irgendwie habt ihr euch das alles ganz anders vorgestellt und es läuft nicht so ganz wie erwartet.

Essen soll vor allem eins: Spaß machen und schmecken! Es sollte nicht in Zwang oder Stress ausarten, weder für euch noch für euer Kind.

Mit diesen 7 Tipps kommt ihr entspannter durch die Beikost Zeit.

1) Embrace the Mess

Ja Beikost, insbesondere die breifreie Beikost, kann ziemlich messy werden. Essen ist für Kinder ein sensorisches Abenteuer. Die Kleinen kennen bisher nur Milch als Nahrung. Essen, so wie wir es kennen, ist für sie etwas total Neues und Aufregendes und das möchten sie genauso mit allen Sinnen erforschen, wie sie auch sonst ihre Umwelt erkunden. Verschwende hierbei keine Energie das Chaos zu vermeiden, sondern nehme die Situation an. Wenn dir das schwer fällt, dann lass dir gesagt sein, es wird besser!

Wusstest du, dass nur etwa 17% der Weltbevölkerung mit Besteck essen? Ein super Argument für alle besorgten Großeltern. Wichtig ist auch, den Kleinen erst das Gesicht und die Hände sauber zu machen, wenn sie mit dem Essen fertig sind. Ansonsten kann das ziemlich ablenkend und unangenehm werden, versetzt euch dabei am besten immer selbst in die Lage eurer Kinder.

2) Richtige Materialien verwenden

Das Chaos lässt sich mit ein paar Tricks in Schach halten. Absolut unverzichtbar ist ein Ärmellätzchen, so bleibt der Oberkörper des Kindes sauber und das Lätzchen könnt ihr danach ganz einfach abwaschen oder mit zur Wäsche geben. Bei warmen Temperaturen könnt ihr euer Baby natürlich auch nur in Windel essen lassen und danach direkt baden. Am besten räumt ihr den Teppich unter dem Esstisch gleich weg bevor ihr euch ständig ärgert, dass Essen auf dem schönen Teppich landet. Wenn ihr den Boden schützen möchtet, kann die Anschaffung einer Bodenschutzmatte, wie ihr sie für Bürostühle kennt, sinnvoll sein. So müsst ihr diese nur abwaschen und der Boden bleibt verschont. Ein Teller mit Saugnapf kann helfen, das Kind daran zu hindern, dass der Teller durch den ganzen Raum fliegt. Aber auch hier gibt es Kinder, die solch eine Kraft aufwenden können und kein Saugnapf vor ihnen sicher ist.

3) The more you know, the less you stress

Insbesondere bei der breifreien Beikost haben Eltern Angst, dass sich ihre Kinder verschlucken könnten. Hier ist zunächst die Differenzierung wichtig, denn Eltern haben vor allem Angst, dass die Kinder ersticken könnten. Verschlucken ist ganz normal und gehört zum Lernprozess dazu. Auch wenn die Würgegeräusche eines Babies zunächst ganz schön gruselig klingen. Das kann sowohl beim Breifüttern als auch bei Breifrei ein Thema sein. Der Würgereflex von Babys liegt noch sehr weit vorne auf der Zunge und wandert erst im Laufe der Zeit nach hinten. Je öfter das Kind mit Essen in Berührung kommt, desto weniger wird es würgen und den Umgang mit Essen lernen. Wenn euch das Thema sehr stresst und beängstigt, ist es wichtig, dass ihr euch ausreichend informiert, so dass ihr ein sicheres Gefühl bekommt und diese Sicherheit auch dem Baby weiter vermitteln könnt. Sehr hilfreich finde ich auch, einen Baby-Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, so dass ihr im Notfall richtig agieren könnt.

4) Don’t give up

Du startest absolut motiviert in die Beikost, hast dir vorher schon tausend Rezepte bei Pinterest und Instagram abgespeichert, Brei vorgekocht und dann möchte dein Baby nichts davon essen? I feel you, Mama, das kann ganz schön deprimierend sein. Wusstest du, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene im Schnitt 10-15 Kontakte mit einem Lebensmittel benötigen bevor es als „sicher“ eingestuft wird? Insbesondere Kleinkinder sind da noch sehr Steinzeitalter geprägt und bevorzugen Lebensmittel die süß schmecken, da diese als reif und sicher eingestuft werden können. Bittere und vor allem grüne Lebensmittel werden zunächst als unsicher eingestuft, da es sich um unreife oder gar giftige Lebensmittel handeln könnte. Also nicht aufgeben, immer wieder mal anbieten und vor allem selbst essen und Vorbild sein.

5) Halte deinen inneren Monk zurück

Das Kleine hat einen Teller voll Nudeln vor sich stehen und experimentiert mit der Gabel, es versucht immer wieder die Nudel aufzupicken und sticht daneben. Wenn dein Kind dich nicht auf seine Art um Hilfe bittet, halte den Impuls zurück, ihm gleich zur Hilfe zu eilen. Denn nur so kann dein Kind lernen. Startet dein Kind seine allerersten Versuche mit Besteck, geht es vor allem darum, die Koordination hinzubekommen, die Gabel zum Mund zu führen. Da kann es hilfreich sein, dem Kind etwas auf die Gabel zu picken und am Tellerrand abzulegen, so dass es diese aber selbst zum Mund führen kann. Lass dein Kind die Gabel erkunden, schau wie es sich verhält und ob und wie es deine Hilfe benötigt. Kinder schauen sich hierbei auch ganz viel bei ihren Eltern ab. Du kennst dein Kind am besten und weißt, was du ihm zutrauen kannst.

6) Keep it easy

Selbstgekochtes Essen für deine Kinder muss weder kompliziert noch aufwendig sein. Das ist das Tolle, wenn Kinder am Familientisch mitessen. Macht ihr zum Beispiel Ofengemüse zu Abend, dann schneide das Gemüse in babygerechte Formen und lege es in eine Ecke des Backbleches, den Rest schneidest du wie gewohnt und würzt/salzt nach Geschmack. Wenn du Waffeln machst, machst du gleich ein paar mehr, frierst sie ein und holst sie bei Bedarf raus, ab in den Toaster und sie schmecken wie frisch gebacken. Das sind nur ein paar Beispiele. Du musst nichts extra, kompliziertes oder außergewöhnliches kochen und backen, wenn du dafür keine Zeit oder Lust hast. Schau einfach, dass es babygeeignet ist und lass es am Familienessen teilhaben.

7) Geduld – die absolute Königsdisziplin aller Eltern

Sich in Geduld zu üben, ist als Eltern wirklich nicht einfach. Die kleinen Racker stellen uns immer wieder auf die Probe. Aber Geduld ist nicht nur wichtig im Umgang mit unseren Kindern, sondern auch wir dürfen mit uns geduldiger sein. Dein Kind verschmäht deine selbstgebackenen Dinkelstangen? Friere sie ein und versuche es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal. Du stehst abends während deines wohlverdienten Feierabends in der Küche und kochst Brei. Freudig bietest du deinem kleinen Schatz am nächsten Tag eine Portion an. Kein Interesse und der Löffel wird einfach abgelehnt? Bleib cool – probiere es einfach in ein paar Tagen nochmal, vermutlich war er doch noch nicht bereit. Ihr sitzt am Abendessen und dein Kind sieht aus wie ein Gemälde von Picasso? Deine Motivation dein Kind zum dritten Mal heute abzuwaschen ist gleich Null? Du machst das super, Mama! Du gibst deinem Kind die Gelegenheit sich voll auszuprobieren und auch wenn es meilenweit entfernt scheint – auch dieses Gematsche hört irgendwann auf.

 

Über Nadine:

Ich bin ein Aprilkind aus den ganz späten 80er Jahren und bin 32 Jahre alt. Wir – das sind mein Mann, unsere Tochter, unser Mops und ich – wohnen im wunderschönen Rheingau. Ich liebe lange Spaziergänge mit unserer kleinen Familie. Besonders gerne machen wir Strandspaziergänge auf Deutschlands schönster Nordseeinsel Sylt, die wie eine zweite Heimat für uns ist. Kochen und Backen entspannt mich. In der Küche werde ich kreativ und ich liebe es neue Rezepte auszuprobieren und zu kreieren.

Du hast was zu erzählen, liebst es zu schreiben und möchtest hier mal einen Gastbeitrag von dir lesen? Dann melde dich gerne bei: johanna@isawhoelse.de

Fotocredits: Gabrielle Henderson via Unsplash