“Mein Kind hat eine Milcheiweiss-Allergie”

Gastartikel von Ilsada Jusmani 

Als unser Kleiner sechs Monate alt war, war er bereits ein super Brei-Esser und bei mir kam dann langsam der Wunsch auf, abzustillen. Als wir ihm die erste Flasche gaben kam der Schreck: Er hatte alles wieder erbrochen, hat geweint, war schlapp und hatte am ganzen Körper einen roten Ausschlag.  

Nach einem Gang ins Krankenhaus, einen Pricktest und einer gemeinen Blutentnahme in der Armbeuge hatten wir die Diagnose erhalten: er leidet an einer „Milcheiweiss- Allergie“. Wie wir im Anschluss erfahren haben, sind davon heutzutage sehr viele Babys betroffen.

Kurz mal vorweg: Die Milcheiweiss-Allergie ist nicht mit einer Laktoseintoleranz zu verwechseln. Laktose ist Milchzucker, der vom Körper nicht gut verdaut werden kann. Bei einer Milcheiweiss-Allergie kann das Immunsystem mit verschiedensten Symptomen reagieren. Das ist von Kind zu Kind verschieden. Es kann Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Müdigkeit, geschwollene Lippen auslösen oder sogar zu Atemproblemen führen. Und ganz wichtig: Milcheiweiss steckt nicht nur in Kuhmilch, sondern in jeder tierischen Milch.

Ich musste eine Entscheidung treffen: Stille ich weiter oder gebe ich ihm die spezielle Säuglingsnahrung, in der die Milchbausteine so stark zerlegt werden, dass das Immunsystem nicht darauf reagiert?  Für mich war schnell klar, ich werde bis zu seinem ersten Geburtstag weiterstillen. Mein Sohn hat nicht auf die Muttermilch reagiert, wenn ich Milchprodukte zu mir nahm – das kann es nämlich auch geben. Dann muss auch die Mama komplett auf Milchprodukte verzichten, solange sie stillt.

So, nun wusste ich, dass ich eine komplette Lebensmittelgruppe, und dazu eine sehr wichtige, aus der Ernährung meines Sohnes streichen muss. Was tun wir jetzt? Ich war total überfordert. Im Internet fand ich nur medizinische Fachberichte, mit denen ich für den Alltag absolut nichts anzufangen wusste. Also gingen wir zur Ernährungsberatung und anschliessend in den Bio-Markt. Ich hätte nie gedacht, dass „vegan“ zu meinen neuen Lieblingsworten gehören wird. Denn ab jetzt galt es Milchprodukte konsequent zu meiden und Zutaten genauestens unter die Lupe zu nehmen. Und ihr würdet euch wundern, worin überall Milch enthalten ist. Gewürze und Wurstwaren sind nur zwei von etlichen Beispielen.

Von nun an gab es bei uns statt dem herkömmlichen Milch-Getreide-Brei am Abend zwei Varianten: milchfreier Getreidebrei mit Wasser und püriertem Gemüse oder, die süße Variante, milchfreier Getreidebrei mit Hafermilch und dazu etwas Früchtepüree.

Mein Sohn mochte beides super gerne und sie waren immer schnellstens verputzt. Als der Kleine dann seinen ersten Geburtstag feierte, haben wir komplett auf Hafermilch umgestellt (wichtig: mit Calcium angereicherte Hafermilch verwenden!) Zu meiner grossen Erleichterung liebte er sie. Dazu bekam er Mineralwasser mit extra viel Calcium. Mit dem Wasser, der Hafermilch morgens und abends und dem Haferbrei konnte er also problemlos seinen Calcium-Bedarf abdecken.

Als Breizeit langsam out wurde und unser Sohn etwas anderes auf den Teller wollte, kam dann die nächste Herausforderung. Er wollte nun richtig essen. Für mich hiess es also wieder: Ab in den Bio- Markt und auch da musste ich wieder sämtliche Lebensmittel nach ihren Zutaten durchforsten. So sind nun Soja-Sahne, Kichererbsen-Jogurt, Käse auf der Basis von Lupinen, Creme Fraiche aus Mandeln, etc. mein täglicher Begleiter in der Küche. Eigentlich kann man jedes Rezept kochen, in dem man die Butter durch Margarine oder Öl ersetzt und die Milch durch Hafer-, Soja-, oder Mandelmilch. Einige Rezepte schmecken sogar noch viel besser mit Hafer- statt Kuhmilch. Also auch wenn ihr keine Allergiker in der Familie habt, try it!

Mir ist es wichtig, dass ich meinen Sohn nicht anlüge. Jedoch ist er mit 2.5 Jahren zu jung, um den Sinn einer Allergie zu verstehen. So sage ich ihm immer, dass er Bauchweh bekommt, wenn er beispielsweise nach einem Schoko-Eis fragt. Einen kleinen Lichtblick haben wir. Wie es aussieht, ist unser Sohn weniger stark auf verbackene Milch allergisch, was für mich eine enorme Erleichterung wäre, damit ich nicht bei jedem Keks oder Brötchen, dass er in die Hände nimmt, aufspringen muss. Ob das nun wirklich so ist, erfahren wir leider erst bei der nächsten Kontrolle, die zwei Mal im Jahr im Krankenhaus ansteht. Und noch einen Lichtblick gibt es: Die Ärzte sagen, dass sich 80% der Kinder bis zum Schulalter von der Allergie erholen und später Milchprodukte gut vertragen. Nun hoffe ich sehr, dass mein Kleiner einer dieser 80% ist und wir dann endlich zusammen das leckere Schoko- Eis von der Eisdiele essen können!

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